Sonntag, 8. November 2009

Die Zeit rennt...

...aber gerade habe ich ein paar Urlaubstage!

Irgendwie rennt die Zeit davon und ich habe gelegentlich ein schlechtes Gewissen wegen meiner Schreibfaulheit, aber dieser Job war meistens tagfüllend, aber ich bin sehr gern hier in Rwanda, arbeite mit einem guten effektiven Team, wo auch der Spass nicht fehlt, und wir sind im gesamten Land unterwegs, was mal nett und auch mal anstrengend ist, auf alle Faelle viel besser und abwechslungsreicher als die permanente Bueroarbeit in Deutschland. Da ich zu Hause kein Internet habe fallen die Mailkontakte dann spärlich aus...

Ich liebe ich es, unterwegs auf Maerkten oder bei Kooperativen einzukaufen, wenn es die Zeitplanung erlaubt. Einkaufen hier ist kein Vergleich mit den anderen afrikanischen Laendern, wo ich war. Es ist easy going, man wird nicht so stark bedraengt, es macht einfach Spass. Natuerlich ist es auch noch billiger.

Nett ist auch unsere super original italienische Pizzeria gegenueber mit freitags abend Salza und Zouk Programm und weiteren Lifeprogrammen, die dann jedoch zu schlaflosen Naechten dank der Lautstaerke fuehren. Unsere Wohnsituation ist nach wie vor anstrengend, Lärmbelästigung und Geruchsbelästigung durch die Verbrennung medizinischer giftiger Abfaelle auf dem Nachbargrundstück. Vor 3 Wochen wurde in der anderen Haushaelfte nachts ca. 3 Stunden auf angebliche Einbrecher eingeschlagen, wir dachten, dass man sie totschlagen würde, hatten aber nicht die Nummer der Polizei. Der Nachbar, General a.D. hatte offensichtlich ohnehin kein Interesse sie zu rufen. Es war ziemlich furchtbar und wir würden gern woanders hinziehen, aber es ist ein Kostenproblem.

Ja, und Naomi ist voll ausgebucht. Sie spricht mittlerweile ziemlich gut Französisch, wie ihre Lehrerin sagte, Englisch auch und deutsch ja sowieso mit mir. Von einer Sprache zur anderen zu wechseln fällt ihr leicht, ihr Französisch verstehe ich kaum noch, könnte ich doch auch so schnell lernen... Schule findet sie gut, morgens von 7.30 bis 12.30 und dann nachmittags nochmal ca. 2 Stunden, Dienstags und Donnerstags Schule, die anderen Tage Arbeitsgruppen (Karate, Schwimmen, Basteln) und dann wieder von vorn wie sie betont. Ein volles Angebot und abends ist sie ganz schoen müde, aber es ist ja ohnehin um halb sieben dunkel. Ich schlafe hier auch wie eine Weltmeisterin. Das Geld ist knapp, Rwanda ist zu teuer - teurer als Deutschland- was schon ganz schoen frustrierend ist. Um flexibel zu sein haben wir ein altes Auto erworben, da Naomi viele Termine hat, in die Nachbarländer zu reisen ist dank Visakosten kaum bezahlbar als Familie.
Rwanda, das Land der tausend Hügel, manchmal fehlt mir trotz aller Schönheit des Landes der weite Blick - den hohle ich mir dann gelegentlich am wunderschönen Kivusee (wenn man an der Methangasanlage vorbeischaut). Entspannungs- oder Freizeitmöglichkeiten sind rar da teuer, 500 Dollar Gorillas für eine Stunde ist schon beachtlich, ein Waldspaziergang im Nyungwe 50 Dollar und Zusatzkosten. Somit bleibt da eigentlich nur gelegentlich der Pool, davon gibt es zum Glück mehrere- doch zur Zeit kommt das Wasser eher von oben. Das Klima ist gerade super, es kühlt auch auf Wolldeckenniveau ab, in einigen Gegenden brauche ich unbedingt dicke Jacke und Socken. Also keine permanente Hitze. Jetzt haben wir Regenzeit, wunderbar alles wird wieder grün, aus dem nichts blüht das Land wieder auf, die Luft ist prima, allerdings gibt es swine flu hier und da, eine internationale Schule in Kigali wurde schon geschlossen, hoffe, es erreicht uns nicht. Freunde finden ist hier nicht so easy, war im ded erheblich leichter, da durch ein grosses Team sofort in den Ländern Kontaktmöglichkeiten da waren. Das ist bei uns nicht der Fall, immerhin verstehe ich mich mit meinem Kollegen recht gut und allmählich nehmen die Kontakte zu.
Im September war ich auf Dienstreise in Deutschland anlässlich des Besuches von Bundespräsident Köhler auf dem Ruandatag in Neuwied und anschliessend mit 1 Woche ständigen Schulbesuchen, leider keine Zeit für privates. 4 Wochen später war eine Regierungsdelegation mit 26 Personen hier, über Langeweile kann ich jedenfalls nicht klagen.

Afrika fühlt sich mehr an wie zu Hause, aber wahrscheinlich hört das dann nach zwei oder drei Jahren wieder auf, wenn die Sehnsucht nach Fischbrötchen oder Deichspaziergängen kommt, mal abwarten. Zur Zeit habe ich gerade Sehnsucht nach dem indischen Ozean. Auf alle Fälle haben wir jetzt tatsächlich ein Gästebett, was anlässlich unserer ersten europäischen Besucher Anja und Martin, die jetzt schmerzlich von uns vermisst werden, angeschafft wurde und wir würden uns natürlich riesig freuen, wenn es hier und da weitere Besucher gäbe... You are welcome!