Montag, 10. Mai 2010

Ups...

Ups, und mitlerweile haben wir Anfang Mai. Faul sitze ich beim Rotwein, definitiv eher essigartig. Zu faul, um Socken zu suchen, irgendwie ist es nicht so warm. Positiv zu vermerken ist, dass diese Masterarbeit jetzt in Deutschland ist (wenn die Vulkanasche im Luftraum ihr den Weg nicht versperrt haette waere sie dort schon eher angekommen).

In der  Phase, wo der Genozid sich abgespielt hat, sind die Menschen nach wie vor traumatisiert und werden durch permanente Gedenkfeierlichkeiten und traurige Gesichter und Lieder im Fernsehen sowie Dokumentationen daran erinnert, dass jetzt die Zeit der Depressionen ist, das mag zynisch klingen, manchmal waere etwas weniger Erinnerung vielleicht besser. Vor einigen Tagen ist meine Kollegin bei mir im Buero in Traenen ausgebrochen (Rwander zeigen selten Emotionen), der Staat hat die Knochenumbettung ihrer im Genozid umgebrachten Eltern angeordnet (sie hat sie eigenhaendig 1994 vergraben, um sie davor zu retten, von den Hunden gefressen zu werden). Somit muss sie mit ihrer Familie die Knochen ausbuddeln, waschen, hartnaeckigere Erdreste werden auch mit Zahnbuersten entfernt, einen neuen vorgeschriebenen Sarg kaufen um dann anschliessend die Knochen in einer Gedenkstaette zu bestatten, das Land ist voll mit Gedenkstaetten, beschaeftigt mit Knochenumbettungen, es kommt mir vor, als wolle man die Traumatisierungen des Volkes moeglichst ausdehnen. Im Fernsehen laeuft kaum noch etwas anderes. Meine Kollegin hat versucht, sich zu weigern, sie sei traumatisiert, habe ihre toten Eltern gefunden. Sie wurde gefragt, ob sie Staatsfeindin waere, schliesslich muessten andere auch an dieser Aktion teilnehmen. Sie gehoert zu der einen Volksgruppe, ihr Mann zur anderen und sitzt noch immer im Gefaengnis. Auch das Vorschicken ihrer Schwester und ihres Sohnes, die Seite an Seite mit der Hilfe des Moerders ihrer Eltern die Knochen ausgegraben haben hat nicht geholfen, sie wurde massiv auch von Nachbarn und Verwandten unter Druck gesetzt. Viele Menschen der einen Volksgruppe mussten in der Gegend ihre Verwandten ausgraben.  Es gibt ebenfalls ein Massengrab von der anderen Gruppe in der Gegend, die nach dem Krieg umgebracht wurden, das Grab wird bei Demonstrationen immer wieder geoeffnet und von der Polizei wieder geschlossen. Hier wird keine Beerdigung geduldet sagt meine Kollegin, die Stimmung hat sich sehr zugespitzt. Man darf von den unterschiedlichen Volksgruppen nicht sprechen, alle sind Rwander. Und doch ist die Unterschiedlichkeit mehr als deutlich. Arbeitsfaehig wird meine Kollegin, wie auch viele andere im Land, in naechster Zeit nicht sein, sie ist voellig traumatisiert. Morgen findet dann die Bestattung statt, die wir sicherlich im Fernsehen mitvervolgen koennen.

Politisch betrachtet ist es etwas durchwachsen, die selbsternannte und noch nicht anerkannte Oppositionsfuehrerin Victoire Ingabire steht unter Hausarrest und darf das Land nicht verlassen, man wirft ihr vor den Genozid zu verleugnen und es wird vermutet, sie sei fuer die Granatanschlaege verantwortlich, wobei es diverse Thesen gibt. Zwei Generaele wurde entlassen, im Militaer gab es Umbesetzungen. Einige Militaers haben das Land verlassen, auch in der Zivilbevoelkerung versuchen Leute insbesondere zur Wahlzeit abwesend zu sein. Es finden staendige Umbesetzungen im Parlament statt, es scheint, der Praesident scharrt eher enge Vertraute um sich herum und selbst da ist er misstrauisch. Er wird zunehmend ungehaltener in seinen Reden, es herrscht eine fuer Aussenbetrachter eher unerklaerliche Unsicherheit im Parlament. Dem versuchte man dann einige Wochen mit Demonstrationen der Macht mit Hubschraubereinsaetzen und hohem Polizeiaufgebot in der Stadt entgegenzuwirken. 2 lokale Zeitungen sind fuer 6 Monate verboten worden (nach den Wahlen duerfen sie dann wieder aufgelegt werden). Es kommt zu Durchsuchungen von Fahrzeugen, und sogar zu Durchsuchungen in Stadtteilen. Und verstehen kann man all diese Vorsichtsmassnahmen und Einschraenkungen nicht, denn die Mehrheit des Volkes scheint hinter Kagame zu stehen, zumal es ja keine Alternative gibt. Eine neue gruene Partei ist in der Gruendungsphase, eine sozialdemokratische gibt es wohl auch und eine weitere anglophone ist in der Entstehung bedingt durch den Unmut in der englischsprachigen Elite, insbesondere unter den aus Uganda zurueckgekehrten Rwandern. Aber es herrscht nunmal ein Einparteiensystem, alles andere ist eher eine Farce. Laut Bertelsmann Report gibt es grossen Unmut unter den franzoesischsprachigen Rwandern, denen, die waehrend des Voelkermordes im Lande waren und ueberlebt haben und nun stetig aermer und fremdbeherrscht werden. Es gibt viele Beríchte, die sich vielfach wiedersprechen. Man ist vorsichtig, hat Angst vor Repressalien. Die Meinungsfreiheit ist angeblich vorhanden, besser ist es, vorsichtig zu sein. Ich fuehle mich okay und nicht gefaehrdet, bin aber mit meinen Meinungsaeusserungen erheblich vorsichtiger als in den Laendern, wo ich zuvor war. Schaun wir mal, wie es bis zu den Wahlen Anfang August hier weitergeht.



Wassernixe

Wassernixe Naomi oder der kleine Fisch oder wie auch immer...


Naomi ist hier in den von uns bevorzugten Schwimmbaedern bekannt, sie springt mit Karacho vom Sprungbrett, auf dem zuvor noch angebende bebauchte jung wirkend wollende Moechtegernsportler in der Midlife-Crisis ihren Auftritt hatten. Letztens haben sie sogar mal nach diversen eigenen Bauchklatschern ihren Salto beklatscht, derweil ich mich fragte wann die Herzinfaktgrenze bei Muettern wohl erreicht ist - kleiner Scherz. Die Bademeister sind alle gut befreundet mit Naomi und freuen sich ueber ihre Auftritte, unten beispielsweise auf den Schulter von unserem weltwaerts-Freiwilligen. Und oben im roten Badeanzug mit ihrer Schwimmlehrerin, auch im roten Badeanzug.